Auf Silbergrund eine Jungfrau in blauem Kleide,
die mit jeder Hand ein rotes Rad emporhält.
Es dreht sich meines rechten Rades Nabe.
Wenn Tag und Kleider ich gelassen habe,
Aus Sternennebeln tritt ein kleiner Knabe.
Er müht sich strauchelnd durch der Betten Wust
Und setzt den nackten Fuß auf meine Brust,
Die reinen Füße auf ein weißes Kissen.
Er steht ob meinem Leben ohne Wissen
Und schaut und lächelt: wie mein Haar zerzaust,
Ein Qualschrei keuchend ringt mit meiner Faust,
Viel winz'ge Ängste fest mein Herz umkrallen,
Daß es nicht klopfen möge und er fallen.
Dann treibt er fort. Und Schwärze hockt, ein Rabe.
Es dreht sich meines linken Rades Nabe.
Ich träumte lebend, träume nun im Grabe.
Gertrud Kolmar
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